Analyse der Wahlprogramme: „Reformvorschläge der Parteien für den Niedriglohnsektor“

Toralf Pusch und Berndt Keller haben die Reformvorschläge der Parteien für den Niedriglohnsektor analysiert (siehe dazu auch meine kleine auszählende Analyse der Wahlprogramme):

„Millionen Menschen arbeiten zu Niedriglöhnen, oft in Mini- und Midijobs. Die Regulierung dieser Beschäftigungsformen wird seit Jahren kontrovers diskutiert. Wie fallen die Vorschläge zu Status, Einkommen und Verdienstgrenze aus?
Vorschläge zu Änderungen arbeitsmarktpolitischer Regelungen spielen in den offiziellen Wahlprogrammen und im aktuellen politischen Diskurs der Parteien für die Bundestagswahl 2021 keine zentrale Rolle, obwohl offensichtlich erheblicher Bedarf besteht (in alphabetischer Reihenfolge u. a. bei Arbeitszeit, Befristung, Homeoffice, Mindestlohn, Mitbestimmung, Plattformarbeit, Schein- sowie Soloselbstständigkeit, Tarifbindung, Weiterbildung)“ (Pusch/Keller 2021).

Im Niedriglohnsektors (der Beschäftigungsverhältnisse mit einem Stundenlohn bis 11,50 Euro umfasst) arbeiteten 2019 rund 6,9 Mio. Beschäftigte. 56 Prozent arbeiten in Teilzeit, in Minijobs (29 Prozent) oder Midijobs (29 Prozent).

Die Autoren konzentrieren sich vor allem auf die Minijobs. Diese geringfügigen Beschäftigungsverhältnissen sind bis auf die Rentenversicherung, … Mehr lesen...

Expertendiskussion am 15.4.2021: ‘Click and Buy’- (Un-)Würdige Arbeit bei Lieferdiensten und Co.

In der dritten Veranstaltung der Reihe „(Un-)Würdige Arbeit“ diskutierten am diskutierten die Experten Heiner Heiland (Arbeitssoziologe an der TU Darmstadt, der auch als Kurierfahrer gearbeitet hat), Karsten Rupprecht (Gewerkschaftssekretär bei verdi, zuständig für den Bereich Einzelhandel und ein Logistikzentrum von Amazon) und Lennart Vogt (ehemals Fahrer bei „Flaschenpost“) über die Arbeitsbedingungen bei Plattformarbeit.  (Die Moderation übernahmen Ortrud Harhues, KAB-Bildungswerk Münster, und der Verfasser dieses Berichts, Prof. Werner Nienhüser, Universität Duisburg-Essen.)

Behandelt wurden drei Fragenblöcke: 1. Arbeitssituation, insb. Arbeitsbelastungen, Entlohnung / Arbeitszeiten und  die tarifvertragliche (rechtliche) Situation. 2. Was müsste sich ändern? 3. Was ist konkret als nächstes zu fordern und zu tun?

Was ist Plattformarbeit?

Erstens ist die ortsgebundene Plattformarbeit zu nennen. Ein Beispiel ist der Lieferdienst Lieferando. Hier werden digital, über eine Internet-Plattform, Dienstleistungen zwischen Käufern (Essensbestellern) und Verkäufer (Restaurants) vermittelt. Die Steuerung der Arbeitsleistung, die die Leistungsmessung und -kontrolle erfolgt ebenfalls digital, z.B. über Apps, die die Leistung … Mehr lesen...