Interessante Untersuchung: “Arbeitgebermaßnahmen gegen Betriebsräte: Angriffe auf die betriebliche Mitbestimmung”

Schwierige Betriebsratswahl

“Zusammenfassung
Versuche seitens der Arbeitgeber, die Gründung von Betriebsräten zu verhindern, sind bislang kein stilbildendes Merkmal der deutschen Arbeitsbeziehungen, die als vergleichsweise sozialpartnerschaftlich und rechtlich gut abgesichert gelten können. Berichte aus der Praxis und erste Forschungsbefunde deuten jedoch an, dass es sich bei der gezielten Behinderung von Betriebsratswahlen und Betriebsratsarbeit um deutlich mehr als eine Randnotiz der deutschen Mitbestimmung handelt. Die im Beitrag vorgestellte Analyse der Daten der WSI-Befragung hauptamtlicher Gewerkschafter 2012 geht den Fragen nach, in welchem Umfang, in welchen Betriebstypen und mit welchen Mitteln betriebliche Mitbestimmung behindert wird. Sie zeigt, dass gegen Betriebsräte gerichtete Arbeitgebermaßnahmen sich besonders häufig in kleinen und mittelgroßen Betrieben finden sowie in Betrieben, die durch die Inhaber bzw. Inhaberinnen geführt werden. Die Einschüchterung von Kandidatinnen und Kandidaten zur Betriebsratswahl erweist sich hierbei als besonders weit verbreitetes Mittel.”

“Abstract
Employer resistance to works councils is not a phenomenon which has been closely associated with German labour relations. However, as first results of a research project indicate, incidents of employers’ hostility towards works councils are more than just a marginal footnote. As the analysis of data provided by the WSI-Survey of paid union representatives (2012) shows, measures against the establishment of a works council are most common in small and medium-sized companies and in owner-managed firms. Among the measures taken by employers, the intimidation of works council candidates has turned out to be the most frequently used strategy.”

Quelle: Martin Behrens, Heiner Dribbusch 2014: Arbeitgebermaßnahmen gegen Betriebsräte: Angriffe auf die betriebliche Mitbestimmung. In: WSI-Mitteilungen 2, S. 140-148

Siehe auch die Kurzfassung in Böckler-Impuls 4/2014; siehe dort auch die Quelle der Grafik.

Abstimmung “Public Eye Award” 2013 läuft

Nominiert für das “übelste Unternehmen des Jahres” sind folgende Unternehmen:

Repower: Die Bevölkerung Kalabriens will kein gigantisches Kohlekraftwerk neben der Haustür. Repower baut’s trotzdem.
Shell: Shell will in der höchst empfindlichen Arktis nach fossilen Brennstoffen suchen – die Risiken sind enorm.
Coal India: Der weltweit grösste Kohleförderer vertreibt Stammesvölker aus ihrer Heimat. Alleine 2010 starben in den Minen 205 Arbeiter.
Lonmin: Der südafrikanische Minenkonzern instrumentalisierte Polizei und Armee um einen Streik zu brechen. Resultat: 44 Tote.
Goldman Sachs: Hat gegen horrende Gebühren Griechenlands Staatsschulden versteckt und das Land so in den Ruin getrieben.
G4S: Weltgrösster privater Sicherheits-Dienstleister, in zahlreiche Menschenrechtsverletzungen verwickelt.
Alstom: Alstom besticht weltweit Politiker um an Aufträge zu gelangen und verhindert so wirtschaftliche Entwicklung.”

(Quelle: http://www.publiceye.ch/de/vote)

Die Nomierungen stammen von “über 50 Nichtregierungsorganisationen aus aller Welt” (Quelle: www.moneycab.com): Das Institut für Wirtschaftsethik (IWE) der Universität St. Gallen unterstützt den Nominationsprozess der Public Eye Awards, indem es über die Unternehmen Gutachten erstellt hat. Interessant finde ich allerdings folgende Aussage von Florian Wettstein, dem Leiter des IWE, in einem Interview mit der TAZ (am 5.1.2013):

Frage TAZ (Hannes Koch): “Greenpeace Schweiz und die Erklärung von Bern verleihen bald wieder ihren Schmähpreis an unsoziale und unökologische Konzerne. Goldman Sachs trage eine Mitverantwortung für den Ruin Griechenlands und die Eurokrise, lautet eine der Anschuldigungen. Halten Sie diese für zutreffend?”
Antwort Florian Wetterstein: “Die Recherchen zum Verhalten der einzelnen Unternehmen erhalten wir in anonymer Form. Unsere Aufgabe ist es nicht, die darin genannten Fakten zu überprüfen. Da wir beim Verfassen der Gutachten die dahinter stehenden Firmen nicht kennen, müssen wir uns grundsätzlich darauf verlassen, dass die Angaben stimmen. Dies liegt in der Verantwortung der Organisationen, die den Preis verleihen. Unser Mandat besteht darin, die Politik der Firmen im Rahmen der Nominationen wirtschaftsethisch zu bewerten.

Wie kann man denn etwas bewerten, ohne zu prüfen, ob das zu Bewertende tatsächlich zutrifft? Zwar gibt es auf der Webseite des Public Eye Award  Hinweise auf weitere Informationen über die Unternehmen, zu wünschen wäre jedoch noch mehr Transparenz und wissenschaftliche Expertise, auch sollten die Gutachten des IWE öffentlich gemacht werden, um eine bessere Basis für eine eigene Bewertung der Unternehmen (und damit für eine Abstimmung) zu haben.

Videos zu den “übelsten Unternehmen” finden sich hier: http://www.youtube.com/user/publiceyeawards