Karl-Rudolf Korte sagt: „Die Verteidiger der Mitbestimmung müssten mehr den Mut haben, zu polarisieren und Debatten darüber anzufangen“

Frage im Interview mit dem Politikwissenschaftler Karl-Rudolf Korte (Universität Duisburg-Essen):

„Sie sprechen in Ihren Analysen davon, dass es die größte Gefahr für den Mitbestimmungsdiskurs ist, dass niemand mehr die Mitbestimmung thematisiert. Woran machen Sie das fest?“

Antwort Karl-Rudolf Korte:

„Es ist immer verdächtig, wenn alle für etwas sind. Seitdem die FDP nicht mehr dezidiert gegen die Mitbestimmung ist, sind alle Parteien dafür. Das ist schwierig, weil Mitbestimmung für die Medien dann keinen echten Nachrichtenwert hat. Das ist gefährlich, denn sie steht ja durch das EU-Recht und die Mitbestimmungsflucht im eigenen Land unter Druck. Die Verteidiger der Mitbestimmung müssten mehr den Mut haben, zu polarisieren und Debatten darüber anzufangen.“

(Quelle: 100 Tage GROKO: „Entscheidend ist, wer den Diskurs dominiert“. Magazin Mitbestimmung, abgerufen am 21.6.2018)

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Mitbestimmung und Nachhaltigkeit: Betriebsvereinbarungen verankern Nachhaltigkeit dauerhaft

Eva Clasen, Florian Krause, Axel Haunschild, Rita Meyer und Hans-Gerd Ridder (2017) untersuchen, „inwiefern Mitbestimmung – und spezifisch Betriebsvereinbarungen – eine Voraussetzung für eine nachhaltige Nachhaltigkeit sein können“ (S. 103). Um die Frage zu beantworten, haben die AutorInnen 133 anonymisierte Betriebsereinbarungen aus der Metall- und Elektroindustrie, der chemischen Industrie und der Ver- und Entsorgungsbranche untersucht. Unter den Begriff der Nachhaltigkeit subsumieren die AutorInnen Gegenstände wie Weiterbildung/Personalentwicklung, Gesundheitsschutz, -vorsorge und -förderung, Umweltschutz und CSR. Den Beitrag fassen die AutorInnen mit ihrem Abstract wie folgt zusammen:

„Das Phänomen Nachhaltigkeit wird zunehmend zu einem Gegenstand der Forschung. Im betrieblichen Kontext wird jedoch nur selten untersucht, ob nachhaltigkeitsbezogene Aktivitäten in Unternehmen tatsächlich nachhaltig sind, d. h. ob sie dauerhaft umgesetzt und die mit ihnen intendierten Wirkungen auch tatsächlich erzielt werden. Die Frage, inwiefern Mitbestimmung – und spezifisch Betriebsvereinbarungen – eine Voraussetzung für eine nachhaltige Nachhaltigkeit sein können, wird mit der Sekundäranalyse von Betriebsvereinbarungen

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Mehr Mitbestimmung in Frankreich: Aufruf „für eine stärkere Beteiligung der Arbeitnehmer an der Unternehmensführung“

91 Akademiker, Unternehmenschefs, Gewerkschafter und Persönlichkeiten der internationalen Politik sprechen sich in einem offenen Brief in „Le Monde“ für eine stärkere Beteiligung der Arbeitnehmer an der Unternehmensführung aus.

Die Mitbestimmung ist Thema einer breiten Bewegung. Seit einigen Jahren sprechen sich zahlreiche Unternehmenschefs, Gewerkschaftsführer, politische Persönlichkeiten, Wirtschaftswissenschaftler, Juristen und soziale Akteure in Frankreich dafür aus. Sie fordern die stärkere Beteiligung der Arbeitnehmer in den Verwaltungsräten oder Aufsichtsräten der Unternehmen, sei es nach deutschem Modell (paritätische Beteiligung der Arbeitnehmervertreter in großen Unternehmen), nach skandinavischem Modell (ein Drittel Arbeitnehmervertreter in kleineren Unternehmen) oder Zwischenformen.

Die Idee ist nicht neu, denn ihre Umsetzung im Privatsektor reicht in die 1950er Jahre zurück. In Deutschland, Österreich, Skandinavien, Finnland und den Niederlanden stützt sie sich auf ein Modell, das die Arbeitnehmer schützen soll und gleichzeitig nach wirtschaftlicher Effizienz strebt. In Frankreich findet sie in allen politischen Lagern Unterstützung.

Im Allgemeinen werden ihr die vier folgenden

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