“Steueroasen: ein paralleles Rechtssystem für Privilegierte” – Gastvortrag von PD Dr. Silke Ötsch am Dienstag, 29.01.2019, 12:00 Uhr, Universität Duisburg-Essen (in Essen) R14 R00 A04

Gastvortrag PD Dr. Silke Ötsch: Steueroasen: ein paralleles Rechtssystem für Privilegierte

Der Vortrag mit anschließender Diskussion findet im Rahmen einer Vorlesung statt und ist öffentlich. Alle Interessierten sind herzlich willkommen.

“Steueroasen sind juristische Rahmen, die es Privilegierten erlauben, Steuergesetze zu umgehen. Wie ist diese Institution entstanden? Welche Jurisdiktionen sind Steueroasen und welche Techniken benutzen sie? Wer profitiert und wer verliert? Anhand von Fotos und Recherchen in Steueroasen wird konkret gezeigt, was eine Briefkastenfirma ist und welche Orte hinter den illegalen und illegitimen Steuerpraktiken stehen.
Der Vortrag geht auf die Frage ein, warum die Steueroase seit über 100 Jahren bestehen kann. Welche politischen Initiativen haben versucht, die Nutzung von Steueroasen einzugrenzen? Wie erfolgreich waren sie und wo besteht Handlungsbedarf? Neben ökonomischen Faktoren wie Standortkonkurrenz und ungleich verteilter Expertise spielen Macht und kulturelle Faktoren eine Rolle. Steueroasen werden durch “Elitediskurse” gestützt, die kulturelle Bilder und Theorien über Steuern auf einer Tiefenebene transportieren und Privilegien festigen.”

PDin Dr.in Silke Ötsch ist Soziologin. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der Finanz‐ und Wirtschaftssoziologie, der Finanzialisierung, Besteuerung und Steueroasen und der sozialen und ökologischen Transformation. Mehr Informationen: http://silke‐oetsch.net/

Veranstalter:
Prof. Dr. Werner Nienhüser / Prof. Dr. Andreas Behr / Prof. Dr. Ute Schmiel
Fakultät für Wirtschaftswissenschaften; Universität Duisburg‐Essen, Campus Essen

Call for Papers – 5. Workshop ‚Kritische Organisationsforschung‘: „Ästhetik und Organisation – Inszenierung und Ästhetisierung von Organisation, Arbeit und Management“

Der fünfte Workshop des Forums „Kritische Organisationsforschung“ findet am 5.-6. Oktober 2017 an der Universität Duisburg-Essen statt. Die Organisatoren sind PD Dr. Ronald Hartz, (Technische Universität Chemnitz), Prof. Dr. Werner Nienhüser (Universität Duisburg-Essen) und Jun.-Prof. Dr. Matthias Rätzer (Technische Universität Chemnitz).

Die diesjährige Tagung widmet sich dem Thema „Ästhetik und Organisation“.

“Die folgenden Felder lassen sich als erste Orientierung für mögliche Einreichungen von Beitragsvorschlägen verstehen, andere Perspektiven sind dabei selbstverständlich willkommen:

  • Ästhetischer Kapitalismus“? Denkbar sind Arbeiten, welche nach dem Stellenwert und der Reichweite der Diagnose eines „ästhetischen Kapitalismus“ fragen. Welche Phänomene geraten in den Blick, was wird, etwa bezogen auf organisationale Praktiken im globalen Maßstab, ausgeblendet? Wie ist das Verhältnis von Rationalisierung und Ästhetisierung in historischer Perspektive zu denken?

  • Ästhetisierung und Inszenierung von Organisation: Wie werden Organisationen im Sinne einer ‚ästhetischen Kohärenz‘ hervorgebracht? Welche Rolle spielen Artefakte, Architektur, Raum, Sprache, Events etc. bei der Inszenierung von Organisationen? Wo zeigen sich Brüche oder auch das Scheitern von ‚Kohärenz‘? In welchem Verhältnis steht dabei die Inszenierung von Organisation zum Bereich des Nicht-Sichtbaren oder -Sagbaren, etwa im Sinne einer machtvollen ‚Aufteilung des Sinnlichen‘ (Rancière 2006)?

  • Ästhetische Arbeit und Ästhetisierung von Arbeit: Unter anderem im Anschluss an die Arbeiten zur ‚aesthetic labour‘ (Tyler und Taylor 1998, Hancock und Tyler 2000, Warhurst et al. 2000, Witz et al. 2003) rücken hierbei Phänomene wie äußeres Erscheinungsbild, körperliches Auftreten und Sprache bis hin zur Diskriminierung i.S. eines „lookism“ in den Fokus. Beschäftigte werden zu ästhetischen Stellvertretern des Unternehmens. Zugleich stellen sich Fragen nach dem Verhältnis von ‚Frontstage‘ und ‚Backstage‘, Gender und Organisation sowie der Kontrolle und Subsumtion von Arbeit.

  • Gibt es eine ‚ästhetische Theorie der Organisation‘ und was wären deren Implikationen? Anschlüsse sind hier sowohl in rein konzeptioneller Hinsicht (z.B. die Organisation als performativer Akt) als auch in (organisations)analytischer Perspektive (bspw. aus den Methoden der Theaterwissenschaft) denkbar. Als weitere Perspektive wären hier ebenso die phänomenologischen Folgen eines entsprechenden Zugriffs auf Organisationen, ihre Umwelt und die Individuen in ihnen von Interesse.

  • Ästhetik und Ästhetisierung von Kritik, Widerstand und Subversion: In historischer Perspektive erweist sich der Rekurs auf Ästhetik, etwa in Form der ‚Künstlerkritik‘ (Boltanski/Chiapello 2006) auch immer als eine Perspektive des Widerstands gegenüber den Anrufungen des Marktes und der Rationalisierung, etwa als Anspruch auf Kreativität und Authentizität und als Hinweisen auf gesellschaftliche Kontingenz. Insofern eine zunehmende „Verzahnung und strukturelle Stützung von Ästhetisierungs- und Rationalisierungsprozessen“ (Reckwitz 2015: 49) diagnostiziert wird, stellt sich die Frage nach dem Stellenwert und den Möglichkeiten ästhetischer Kritik und der Ästhetisierung von Widerstand neu, so etwa auch in den Bereichen alternativer Ökonomien und sozialer Bewegungen.” (Quelle: Call for Papers; Quelle des 1. Bildes: https://bilderderorganisation.wordpress.com/2017/01/28/brutalismus-hassliche-architektur/; Bild 3: https://de.wikipedia.org/wiki/Burning_Man), Bild 3: Jan Pervovschi; http://www.strozzina.org/artpriceandvalue/perjovschi.html)

Mehr dazu finden Sie hier im Call for Papers und auf der Webseite “Kritische Organisationsforschung”. Siehe auch https://bilderderorganisation.wordpress.com.

 

Brutalismus – hässliche Architektur?

“Betonbauten sind für viele Menschen der Inbegriff hässlicher Architektur – kalte, abweisende Schandflecken in der Landschaft. Ganz anders sieht das der serbische Fotograf Mirko Nahmijas. Ihn haben die imposanten Rohbeton-Bauwerke seiner Heimatstadt Belgrad stets fasziniert. Brutalismus nennt sich der Stil, abgeleitet vom französischen «béton brut» (roher Beton), der Mitte des 20. Jahrhunderts aufkam und erst in den 80er-Jahren in Verruf geriet.” (Quelle des Textes: Boris Müller (2016):  “Brutale Belgrader Bauten. Mirko Nahmijas hat in seiner Heimatstadt imposante Zeugen des Brutalismus fotografiert.” http://blog.tagesanzeiger.ch/zoom/index.php/79571/brutale-belgrader-bauten/, 8. September 2016, abgerufen am 28.1.2017; Quelle des Bildes: Screenshot eines Teils der Ergebnisse einer Google-Bildersuche mit dem Begriff “Brutalismus”, 27.2.2023)