Auf dem Blog www.leadership-insiders.de findet sich ein interessanter Beitrag über eine extreme Form der Ausbeutung: Sklaverei. Der Autor, Jürgen Weibler, weist darauf hin, dass Sklaverei keineswegs überwunden ist:
„Laut dem Global Slavery Index (GSI) fristeten in 2016 40.3 Millionen ihr Dasein in ausgelieferter Unfreiheit (davon 24.9 Mio. in Zwangsarbeit), wobei andere Schätzungen in Ermangelung einer verbindlichen Rechtsdefinition Werte zwischen 12 und 250 Millionen ausweisen.“ (https://www.leadership-insiders.de/sklaverei-ist-laengst-nicht-geschichte-fuehrungswissen-zum-mitreden)
Der Autor diskutiert – unter Verwendung von Literatur, deren Lektüre mir sehr lohnend erscheint – u.a., wie Unternehmen in die Verantwortung genommen werden können. Dazu könnten gesetzliche Regelungen zweckmäßig sein, die Unternehmen verpflichten, ihre Maßnahmen gegen Sklaverei zu dokumentieren. Im US-Bundestaat Kalifornien gelten bereits entsprechende Vorschriften.
Solche Maßnahmen sind eine gute Sache. Aber muss man nicht weitergehen? Ich will zwei Punkte zur Diskussion stellen:
(1) Im Artikel wird auf die Berichte hingewiesen, die über die Unternehmen erstellt und dann veröffentlicht werden (http://www.ipoint-systems.com/newsroom/news-detail/companies-anti-slavery-performance-improves-ipoint-funded-study-reveals). Interessant wäre allerdings nicht nur die Veröffentlichung der Namen derjenigen Unternehmen, die bei der Erfüllung dieser Berichtspflichten gut abschneiden, sondern auch die Nennung der Namen der Unternehmen, die schlecht abschneiden. Für Unternehmensberatungen mag es sinnvoll sein, (gegen ein sicher nicht geringes Entgelt) entsprechende Reports zu erstellen und diejenigen Unternehmen hervorzuheben, die den Kriterien in hohem Maße entsprechen. Nähme man das Gebot der Transparenz allerdings ernst, würde man die Bewertungen aller Unternehmen veröffentlichen.
(2) Wie kämen solche Regelungen, wie sie in dem Artikel zu Recht befürwortet werden, in einem Fall wie der Sklaverei in Katar zum Tragen, wären sie wirksam? Nicht nurAmnesty weist darauf hin: „… im Golfstaat Katar [werden] Tausende Arbeitsmigranten ausgebeutet [..], um die Infrastruktur für die Fußball-Weltmeisterschaft 2022 aufzubauen. In einigen Fällen kommen die Arbeitsbedingungen in Katar Zwangsarbeit gleich. Der Fußballweltverband FIFA weiß von diesen Menschenrechtsverstößen und hat bisher dennoch dabei versagt, eine weitere Ausbeutung von Arbeitsmigranten zu verhindern“ (https://www.amnesty.de/2016/3/31/katar-ausbeutung-von-arbeitsmigranten-fuer-fussball-wm-2022). Die FIFA weist die Verantwortung interessanterweise den Unternehmen zu; ihr Präsident Blatter sagte am 2.12.2014 laut The Guardian: „Speaking during a visit to Sri Lanka, the Fifa president said the workers were employed by companies from Germany, France and other European countries and ‚they are responsible for their workers and not Fifa'“ (https://www.theguardian.com/football/2014/dec/02/sepp-blatter-fifa-responsibility-workers-qatar-world-cup). Wer profitiert vom Geschäft mit der Weltmeisterschaft, von den Bauprojekten etc.? Die FIFA gewiss, zudem viele deutsche Unternehmen (eine Beschreibung einiger Aktivitäten und Verweise auf Stellungnahmen von Unternehmen, aber auch der FIFA, hat Human Rights Watch gesammelt; vgl. https://business-humanrights.org/en/who-is-doing-what-qatar-2022). Wie kann wie dem Fall von Katar vorgegangen werden? Diese Frage ist sicher nicht leicht zu beantworten. Aber Regelungen, die Unternehmen dazu verpflichten, Maßnahmen gegen Sklaverei lediglich zu berichten, sind allein kaum ausreichend.
Quelle des Blogbeitrages: https://www.leadership-insiders.de/sklaverei-ist-laengst-nicht-geschichte-fuehrungswissen-zum-mitreden/