„Was denken deutsche Ökonomen?“ Unter dieser Leitfrage stand eine Befragung von 2674 Mitgliedern des Vereins für Socialpolitik im Sommer 2006. 570 Mitglieder (rund 21%) antworteten. Ein Teil der Fragen war bereits 1981 gestellt worden, so dass ein Vergleich und ein Rückschluss auf Veränderungen möglich ist. So fiel 1981 die Zustimmung zur Neoklassik mit 46% deutlich zurückhaltender aus als 2006, hier stimmten 80% der Aussage zu, dass die neoklassische Theorie wichtig sei (zur Frageformulierung siehe die von mir – W.N. – erstellte Grafik; leider sind die Fragen von 1981 und 2006 im Wortlaut nicht ganz identisch).
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Frey/Humbert/Schneider meinen: „Die Ergebnisse nach der Relevanz der Neoklassik … deuten auf einen starken Vormarsch der Neoklassik hin“ (2007: 362). Die jüngeren (unter 35-jährigen) und die Professoren unter den Mitgliedern befürworten die Neoklassik besonders stark. Der Vormarsch der Neoklassik findet seinen Niederschlag auch in der Haltung zu den Gewerkschaften: Während 1981 56% der Befragten meinten, die wirtschaftliche Macht der Gewerkschaften sollte eingeschränkt werden, waren es 2006 68%, die dies befürworteten.
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Die neoliberale Position drückt sich auch in der Haltung zu Reformen am Arbeitsmarkt aus. So halten 89% eine Senkung der Lohnnebenkosten für wichtig, lediglich 6% sehen eine Verkürzung der Arbeitszeiten als ein wesentliches Reforminstrument (Ergebnisse der Befragung aus 2006).
Quelle: Frey, B.S.; Humbert, S.; Schneider, F. 2007: Was denken deutsche Ökonomen? Eine empirische Auswertung einer Internetbefragung unter den Mitgliedern des Vereins für Socialpolitik im Sommer 2006. In: Perspektiven der Wirtschaftspolitik, 2007, Vol. 8, Issue 4, S. 359-377