Die Wahl der Jury fiel diesmal auf das Wort „Humankapital“. Die Begründung: „Der Gebrauch dieses Wortes aus der Wirtschaftsfachsprache breite sich zunehmend auch in nichtfachlichen Bereichen aus und fördere damit die zunehmend ökonomische Bewertung aller denkbaren Lebensbezüge, wovon auch die aktuelle Politik immer mehr beeinflusst werde. `Humankapital’ degradiere nicht nur Arbeitskräfte in Betrieben, sondern Menschen überhaupt zu nur noch ökonomisch interessanten Größen“ (Pressemitteilung der Jury über die Universität Frankfurt).
Sicher mag nicht jede Bedeutungsfacette des Begriffs „Humankapital“ kritisch zu sehen sein. „Die Zeit“ weist zu Recht darauf hin, dass Arbeit auch Kapital ist. Sie ist aber eben nicht nur Kapital, sie bedeutet darüber hinaus noch vieles mehr. Das Wort reduziert in seiner üblichen Verwendungsweise Arbeit auf einen einzigen Aspekt. Ein Zyniker wäre, wer entgegenhielte, dass das Wort Humankapital wenigstens überhaupt eine Wertschätzung ausdrücke, seine Verwendung habe daher die Funktion der relativen Aufwertung. Dem Nicht-Zyniker mag das nicht reichen. Ich meine, uns den Sinn bzw. die Sinnreduktionsfunktion des Wortes „Humankapital“ klarzumachen, dazu hilft die Wahl der Jury allemal. Allzu leicht nehmen wir doch das Bezeichnende für das Bezeichnete. Hinweisen sollte man die Jury auf jeden Fall darauf, dass die Sprache des Personalmanagements viele, vielleicht sogar bessere Kandidaten für weitere Prämierungen bietet, etwa „Anreiz“, „Führung“ oder gar „Führer“, „Personalfreisetzung“ etc.
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